Praktizierte solare Zukunft

Montag, 28. Februar 2005

Praktizierte solare Zukunft

Praktizierte solare Zukunft

Ganzjähriger Einsatz regenerativer Energien für Heizung, Warmwasser und Strombedarf für ein Fernsehgeschäft, zwei Wohnhäuser und zwei Elektrofahrzeuge. Von Werner Altnickel (Oldenburg)

Das "Versorgungsgebiet"

Es handelt sich bei den Gebäuden um ein von drei Personen bewohntes, 1954 errichtetes Einfamilienhaus mit 110 m2 Wohnfläche, an welches 1973 ein Fernsehgeschäft mit 125 m2 angebaut wurde. Die Häuser haben Satteldächer. Mein von 6 Personen bewohntes Haus hat 180 m2 Wohnfläche.

1988

Selbstinstallation einer 2000 Watt-Peak-Photovoltaikanlage mit Netzkopplung. Erste größere PV-Anlage im EWE-Gebiet (Energieversorgung Weser-Ems) und Betrieb mit rückwärtslaufendem Zähler bei Einspeisung bis 1994. Energienutzung im Fernsehbetrieb und zur Akkuaufladung des 1989 gekauften, "dänischen Mini-El" für einen Erwachsenen und zwei kleinere Kinder (Verbrauch: nur 5 kWh Strom oder umgerechnet vom Energieinhalt ca. 0,5 Liter Benzin auf 100 km).

1991

Installation einer 8 m2-Warmwasser-Solaranlage mit Hochvakuumröhrenkollektoren und zweier Speicher mit 300 und 1.000 Litern. Diese ermöglicht es uns, vom April bis zum Oktober nahezu keinen Erdgasverbrauch zu verzeichnen.

Installation einer 4200 Watt-Peak-Photovoltaikanlage mit späterer Erweiterung auf 6 kW-Peak. Die jährliche Sonnenstromernte beträgt ca. 50% mehr als unser Haushaltsstromverbrauch. Abzüglich des Energieverbrauchs zweier Elektrofahrzeuge werden noch ca. 20% Energie ins Netz zurückgespeist.

1993

zusätzliche Wärmeisolierung aller drei Gebäude

1994

Kauf eines schweizerischen Elektrofahrzeuges für zwei Erwachsene und Zuladung mit einem Energieverbrauch von 10 kWh oder, benzinäquivalent, von 1 Liter auf 100 km. Die Reichweite der Elektrofahrzeuge beträgt ca. 35 bis 55 km, je nach Außentemperatur und Fahrweise.

1995

Ein Akkuspeicher mit 10 kWh Energieinhalt kann zur Vergleichmäßigung des solaren Stromangebots mittels der vorhandenen netzgeführten Wechselrichter genutzt werden (gebrauchter Akkusatz aus EWE-Gasexpansionsstation).

1996

Installation eines mit reinem, unverestertem Pflanzenöl betriebenen ELSBETT-Spezialdieselmotors als Blockheizkraftwerk mit einem wassergekühlten Asynchrongenerator (10 kW). Der große Vorteil des ELSBETT-Aggregates liegt nicht nur in der Verwertung von CO2-neutralem, reinem Pflanzenöl, sondern auch in der gegenüber z.B. Gas-BHKW hervorragenden Effizienz. Das Verhältnis von Strom- zu Wärmeproduktion ist beim ELSBETT wesentlich besser als bei herkömmlichen Diesel- und Gasmotoren. Liegt bei einem herkömmlichen Aggregat das Verhältnis von Strom- zu Wärmeproduktion bei ca. 1 : 2,5, so ist dies beim ELSBETT ca. 1 : 1,35! Der Motor benötigt nur Ölkühlung über Wärmetauscher.

Der Pflanzenölmotor produziert überdies nur die Hälfte der Rußemissionen eines normalen Diesels. Ein weiterer Teil des Rußes wird im Abgaswärmetauscher absorbiert. Dieser muß deshalb auch nach ca. 300 Stunden gereinigt werden. Dieses ist mir aber lieber, als wenn der Ruß emittiert würde. Gegenüber Dieselruß sind die Pflanzenölabgase weit weniger toxisch, da sie nur minimale Anteile an z.B. Schwefeldioxyd enthalten. Die BHKW-Rauchgase verlassen die Abgasstrecke mit ca. 40° bis 50° C. Da die meiste Wärme im System bleibt, wird ein sehr hoher Gesamtwirkungsgrad erreicht.

Der Energieversorger muß den BHKW-Strom, da regenerativ, mit 80% Einspeisevergütung (= 15,25 Pf./kWh) statt mit sonst üblichen 9 - 10 Pf./kWh bezahlen.

1996

Strom- und Wärmeverbundlösung: Mein auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenes Wohnhaus wird mittels einer 40 m langen Nahwärmeleitung ( 2x22 mm Kunststoffrohre mit PU-Schaum isoliert und verlegefertig mit Schutzhülle ummantelt) wärmemä ßig und strommäßig mit einer 5x10 mm2 Erdleitung an das BHKW angebunden.

Das BHKW wird wärmegeführt gefahren und ist so dimensioniert, daß es die Wärmegrundlast abdeckt. Es produziert bei 8 kW Stromerzeugung 11 kW Wärme. Es kann aber bis auf ca. 4 kWel heruntergeregelt werden, wenn weniger Wärmebedarf besteht. Um bei schwankenden Wärmeanforderungen nicht an- und abschalten zu müssen, werden zwei (selbstgebaute) 1.000 Liter-Pufferspeicher vom BHKW mit Wärme aufgeladen. Über die Nahwärmeleitung wird ein in meinem Wohnhaus befindlicher weiterer 1.000 Liter-Speicher geladen. Aus diesem beziehen wir dann über Wärmetauscher unseren Heiz- und Warmwasserbedarf.

Der Wärmebedarf des Fernsehgeschäftes und des angrenzenden Wohnhauses wird aus den 2 x 1.000 Liter-Speichern mittels zweier Wärmetauscher mit je 8 m2 Oberfläche gedeckt.

Die Wärmespitzenlast übernimmt ein Gas-Brennwertkessel mit 22 kW. Es konnten zwei alte Gasheizungen stillgelegt werden.

Das BHKW wird nur bei Heizungs- oder Warmwasserbedarf gestartet, so daß bei der Stromproduktion kaum Verlustwärme (wie bei Kondensationskraftwerken in Höhe von 66% sonst üblicherweise) entstehen. Bei Außentemperaturen von heute z.B. +7° C läuft das BHKW mit ca. 7 kW elektrisch Tag und Nacht durch.

Der Stromverbund der drei Gebäude bringt den Vorteil der wesentlich größeren Eigennutzungsmöglichkeit speziell der beiden PV-Anlagenerträge. Der private, vom EVU gestattete Stromverbund läuft so, daß mein Wohnhausstromanschluß stillgelegt wurde und nur noch ein EVU-Anschluß im Ladengebäude besteht. Die Abrechnung erfolgt mit privaten Zählern (Elternhaus, Laden, mein Wohnhaus). Es existiert nur noch ein EVU-Strombezugs- und ein Einspeisezähler. Da sich photovoltaischer und BHKW-Strom bei diesem Anschlußmodell nicht auseinanderrechnen lassen, will das EVU (Energieversorgung Weser-Ems) künftig für den rückgespeisten regenerativen Strom nur noch 80% Einspeisevergütung zahlen.

Mobilität

Da die beiden Elektrofahrzeuge nun auch in der strahlungsarmen Zeit zum überwiegenden Teil mit regenerativem Strom geladen werden, ergibt sich gegenüber konventionellen PKW mit Verbrennungsmotor ein extremer Energieeinsparvorteil. Bei "normalen PKW" findet eine ähnliche Energieverschwendung wie in Kondensationskraftwerken der Energiewirtschaft statt: nur 18% der eingesetzten Energie kommen beim "Benziner" und ca. 22% beim Diesel an den Rädern an, der Hauptanteil wird durch den Kühler vernichtet.

Weitere Energiesparmaßnahmen

1979

Planung und Bau unseres Einfamilienhauses bereits mit Wärmeschutzverglasung (K = 1,4), Hohlschichtwärmeisolierung und außenfühlergeregeltem Niedertemperaturkessel (Abgasverluste 5%) sowie Niedertemperatur-Fußbodenheizung.

Verbrauchsreduktionen

Gasverbrauch 1986: 4.570 m3 mit Vier-Personen-Haushalt

Gasverbrauch 1991: 4.030 m3 mit Fünf-Personen-Haushalt

Gasverbrauch 1996: 3.096 m3 mit Sechs-Personen-Haushalt

Die Hauptreduktion wurde durch eine Warmwasser-Solaranlage erbracht, welche es uns ermöglicht, vom April bis zum Oktober nahezu keinen Gasverbrauch zu verzeichnen (Solaranlage 8 m2, Hochvakuumröhrenkollektor mit 300 und 1.000 Liter-Wärmespeicher).

Stromverbrauch 1986: 4.200 kWh mit Vier-Personen-Haushalt

Stromverbrauch 1993: 2.270 kWh mit Sechs-Personen-Haushalt

Reduktionsmaßnahmen: Wasch- und Geschirrspülmaschine mit Warmwasserbetankung; Heizungspumpe zeitgesteuert; ein um 70% effizienterer dänischer Kühlschrank mit nur 0,24 kWh Tagesverbrauch; keine Stand-by-Schaltung in Nichtbenutzungszeiten von TV- und Videogeräten und schließlich energiebewußtes Benutzerverhalten.

1994: Austausch des Elektro- gegen einen um den Faktor fünf effizienteren Gasherd (mit Ceranfeld und Umluft), und die kWh Gas kostet auch nur ein Viertel bis Fünftel der Strom-kWh. Die Amortisation mehrerer effizienter Geräte-Mehrkosten lag unter fünf Jahren.


EUROSOLAR-Solarpreis 1997 für

Werner Altnickel

Wir gratulieren Werner Altnickel herzlich zur Verleihung des Deutschen Solarpreises 1997 am 15. November 1997. Der Preis wurde ihm von EUROSOLAR für "sein Engagement und seinen Sachverstand bei der konsequenten Nutzung der Solarenergie und Weitergabe seines Wissens über Erneuerbare Energien" zuerkannt.

Quelle:
http://www.sfv.de/briefe/brief97_4/sob97434.htm

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